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Homestorys - Folge 02

Von Tim Burchardt

Wer zufällig mal Luca Trinkberger besuchen möchte, sollte sich nicht wundern, wenn ihm dabei Igor Bacek oder einer der Palka-Brüder über den Weg läuft. Das Indians-Quartett hat sein Wigwam unweit des Pferdeturms gemeinsam unter einem Dach. In seiner neuen Heimat hat sich Luca Trinkberger mittlerweile bestens eingelebt. 

Indians: Was war die größte Umstellung?

Luca: Die Sprache! Hier wird das schönste Hochdeutsch gesprochen. Als ich damals nach Freiburg kam, war mein Betreuer Süd-Bade. Und ich habe die ersten Wörter nicht verstanden. Das war harte Arbeit. Ich kann jetzt auch jeden verstehen, der nach Bayern kommt und dort nichts versteht (lacht).

Indians: Noch etwas?

Luca: Die Norddeutschen sind etwas direkter, aber dadurch auch deutlich ehrlicher. Das mag ich. Ich habe mich auf Anhieb hier wohlgefühlt. 

Indians: Vermisst du irgendetwas?

Luca: Eigentlich nicht. Nur das Wetter. Wenn du aus Freiburg, der Stadt mit den meisten Sonnenstunden kommst, ist es schon anders hier. Dort hatten wir im Sommer in drei Monaten einen Regentag.

Indians: Den gibt’s hier fast wöchentlich…

Luca: Deshalb weiß man hier die Sonne auch sehr zu schätzen, wenn sie mal da ist.

Luca wohnt zusammen mit seiner Freundin Klara. Und offensichtlich ergänzen sich die beiden sehr gut.

Indians: Ist er denn ein guter Hausmann?

Klara: Ja! Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt. Und er hat vorher schon alleine gewohnt, das tat ihm in diesem Punkte ganz gut. Er kann alles im Haushalt. 

Indians: Hilft Musik bei der Hausarbeit?

Luca: Auf jeden Fall. Meine Freundin hat mir eine Playlist mit Deutsch-Indie-Musik gezeigt, die höre ich jetzt fast immer. Ich höre aber auch Country seitdem ich meinen Bruder mal in Alaska besucht habe.

Klara: Nur wenn bei euch in der Kabine Schlager laufen, dann bringt er die Lieder gern mit nach Hause. Zurzeit läuft dann auch mal „Der Delfin in meiner Bauchtasche“. Luca kann übrigens auch gut kochen. Vor allem seine Backofen-Kartoffeln sind lecker. Die kombinieren wir dann oft mit Gemüse und Fisch. Tiramisu kann er auch gut. Nur etwas steht noch aus….

Indians: Das wäre…?

Klara: Luca hat mir seit zwei Jahren einen Kaiserschmarrn versprochen

Luca: Da fehlt der Handrührer (lacht). Okay, das ist eine Ausrede. 

Luca ist gebürtiger Landshuter. In Landshut spielten unter anderem Kühnhackl, Truntschka und Schloder. Deshalb ist die Frage, wie er zum Eishockey gekommen ist, fast überflüssig, oder?

Luca: In Landshut ist Eishockey das Größte! Mein Bruder ist eineinhalb Jahre älter als ich. Weil er sehr groß war, wollte meine Mutter seine Koordination verbessern und hat uns zum Schlittschuhlaufen geschickt. Wenn du dann ein Spiel der Profis siehst, willst du natürlich auch spielen. Und so bin ich bis jetzt dabeigeblieben. 

Bevor sich Luca für den Beruf des Eishockey-Profis entschied, hat er verschiedene kleine Jobs ausprobiert. Unter anderem in der Bäckerei, in der Metzgerei und bei Catering-Unternehmen.

Indians: Macht Eishockey glücklich?

Luca: Ja, definitiv! Es ist das Schönste, was es gibt. Ich bin auch jedes Mal wieder fasziniert von der Kulisse am Pferdeturm. Das ist einfach der Wahnsinn.

Indians: Viele Spieler haben Rituale vor den Spielen, du auch?

Luca: Ich esse immer dasselbe vor den Spielen: Nudeln mit Garnelen. Auch wenn alle zwei Tage ein Spiel ist. Das gibt’s immer bei uns.

Indians: Aus Aberglaube oder wegen der Kohlenhydrate?

Luca: Beides! Es schmeckt einfach. Und ich liebe es auch, wenn wir am Abend spielen und am Morgen des Spieltages aufs Eis gehen. Das sogenannte „Pre Game Skate“ ist die coolste Einheit der Woche. Zwar freiwillig, aber immer schön.

Nach den Spielen braucht Luca dagegen reichlich Zeit, um wieder herunterzukommen.

Luca: Das dauert immer ewig bis ich dann in den VIP-Bereich komme. Aber ich brauche das. Ich sitze dann sehr lange auf meinem Platz und wir reden übers Spiel. Dann noch ein bisschen Physiotherapie. Ich schlafe danach auch immer spät ein. Bei Niederlagen dauert es noch mal länger.

Indians: Bist du eher ein Kopf- oder ein Bauchmensch?

Luca: Ein Kopfmensch. Vollkommen. Ich denke nach Spielen länger über Fehler nach. Was war gut, was nicht? Da rattert der Kopf schon ganz schön. Ich denke viel über Dinge nach, bin eher der rationale Typ. 

Indians: Wie wichtig ist die mentale Schiene?

Luca: Mentaltraining ist schon wichtig. Gerade weil viel im Kopf abläuft. Im Tennis zum Beispiel gewinnen Nadal und Djokovic so viel. Aber nicht, weil sie besser spielen, sondern weil sie im Kopf stärker sind! Das ist schon extrem wichtig. Mit fehlt noch etwas die Eigeninitiative. Ich sollte mich mal darum kümmern. Denn wir sind ja Menschen und keine Maschinen. An uns nagen Niederlagen am meisten. Viele unterschätzen es ein wenig, was das Mentale mit einem machen kann. 

Indians: Wie viel entscheidet der Kopf auf dem Eis?

Luca: Sicherlich 80 Prozent. Deshalb ist nicht so schlimm, wenn man mal schlecht geschlafen hat. Dann reißt man sich zusammen und es läuft. 

Indians: Muss man schlau sein, um Eishockey erfolgreich zu spielen?

Luca: Ja und Nein. Es gibt super spielintelligente Spieler auf dem Eis und es gibt talentierte Spieler. Und der Mix aus beidem macht es. Auch ich lerne viel, gerade von den älteren Spielern. Brett (Jaeger, Indians-Torwart) ist mit seinen 41 Jahren zum Beispiel sehr professionell. Immer pünktlich, immer motiviert, immer sehr engagiert. Man lernt dabei auch was für den Sport und fürs Leben. Ich denke, ein Spieler muss bodenständig, fleißig und teamfähig sein, um erfolgreich sein zu können.  

Vielleicht gar nicht schlecht, dass Luca zudem auch ein echt schlaues Kerlchen ist, mit klaren Vorstellungen für seine Zeit nach dem Eishockey.

Indians: Wenn man nach dir recherchiert, findet man drei Studienabschlüsse. Respekt!

Luca: Ne, ne (lacht). Ich habe den Bachelor in Politikwissenschaft mit Jura im Nebenfach. Das habe ich abgeschlossen. Und mache da gerade meinen Master in Politik. Deshalb verbringe ich den Sommer auch immer in Freiburg, um zu studieren. Ich habe mich auch mal in BWL eingeschrieben, aber als ich gesehen habe, wie viel Mathe man da braucht, habe ich gedacht, ich lasse das mal lieber.

Indians: Aber aus diesen Abschlüssen lässt sich ja was machen…

Luca: Ich möchte in den diplomatischen Dienst oder ich gehe in die politische Beratung als Lobbyist. 

Indians: Ein Satz zur aktuellen politischen Situation in Deutschland vom Experten?

Luca: Ich bin erstaunt über das Protestvolumen hier im Land. Eigentlich gilt Deutschland immer nicht als Protestland. Dafür ist es jetzt aber endlich mal aufgewacht. 

In seiner Zeit in München und Freiburg hat Luca einige Erfahrungen gesammelt. Vor allem rein äußerlich gab es die eine oder andere Offenbarung.

Luca: Ich habe in Freiburg gelebt, eine absolut weltoffene Stadt. Aber da wurde man auch mal komisch beäugt. An meinem ersten Tag an der Uni hatte ich eine Polokappe aufgesetzt, ohne darüber nachzudenken. Und habe da habe ich für diese Ralph-Lauren-Kappe einen Spruch kassiert (lacht). Das war schon ein starker Kontrast zu München, wo ich vorher studiert habe. Da saßen die Louis-Vuitton-Taschen in der Vorlesung und in Freiburg wars dagegen kunterbunt. Ich habe dann am nächsten Tag extra ein Hemd angezogen. Wenn ich den Stempel eh schon habe, dachte ich mir, ziehe ich das durch. 

Indians: Ziehst du im Sport auch dein Ding durch?

Luca: Na ja, ich muss mich schon eher anpassen. Ich bin ja Stürmer und Verteidiger. Und wenn ich die Position gesagt bekomme, ziehe ich das dann schon durch. Ich bin keiner, der den „Free Willy“ macht. Ich stelle mich immer in den Dienst der Mannschaft. 

Indians: Wenn du es dir aussuchen könntest: Lieber Stürmer oder lieber Verteidiger?

Luca: Verteidiger! Man hat doch mehr Verantwortung als im Sturm. Und auch mehr Eiszeit und das ist immer schön, wenn man mehr auf dem Eis steht. 

Indians: Inwiefern profitierst du von Todd Warriner, dem neuen Indians-Coach?

Luca: Wir arbeiten sehr intensiv an gewissen Dingen. Er hat immer ein Ziel vor Augen und durch seine Vita eine wahnsinnige Autorität und Ahnung, von dem, was er erzählt. Er ist sehr leidenschaftlich und am Eis immer voll dabei. Ich bin gerade mit allem super zufrieden. Das kann was Gutes werden.

Homestorys - Folge 02
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